die StadtAgenten
Cottbus e.V.

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Publikation "Wir vermitteln Stadt" 2022

Katalog von Möglichkeiten für Bürgerbeteiligung (pdf 7 MB)

Das vorliegende Werk ist eine 82-seitige Dokumentation und Reflexion in einem. Es soll zugleich Anregung sein, für Akteur*innen in Cottbus, aber auch in anderen Städten, die sich für die Vermittlung von Stadtentwicklungsthemen und eine breite aufsuchende Beteiligung von Bürger*innen interessieren. Für eine erfolgreiche Stadtentwicklung ist es notwendig, auch diejenigen Sachverhalte zu diskutieren, die langfristig und strategisch wichtig sind. Hier bildet die Aktivierung von Bürger*innen eine besondere Herausforderung. Das Buch stellt eine Reihe von Methoden vor, mit denen Menschen Zugang zu Stadtentwicklungsthemen erhalten können. Stadtentwicklung ist "leider" komplex. Pläne und Modelle sind für Laien zudem schwer verständlich. Das Aufbereiten, Reduzieren und Präsentieren von Themen der Stadtentwicklung ist daher eine wichtige Voraussetzung für eine breit geführte Diskussion in der Stadtgesellschaft. Im Laufe der Jahre wurde eine Reihe von Methoden angewendet und weiterentwickelt, die hier vorgestellt werden. Die Vermittlung stadtplanungsrelevanter Themen ist für die StadtAgenten keine Einbahnstraße. Zu den Aufgaben der Beteiligung gehört es daher auch, die Meinungen und Anregungen der Bürger*innen zu sichten, zu verdichten und den verantwortlichen Akteur*innen vorzustellen. In der ehrenamtlichen Praxis gelingt dies mal mehr und mal weniger, mitunter jedoch mit großem Erfolg. Einen bedeutenden Teil dieser Publikation nehmen die Projekte ein, die seit der Vereinsgründung durchgeführt wurden. Zunächst lag deren Fokus in Cottbus und der Umgebung. Sämtliche vorgestellten Methoden und Ideen können und sollen gern ausprobiert und weiterentwickelt werden!

https://opus4.kobv.de/opus4-slbp/frontdoor/index/index/docId/17587

Selbstreflexion und Wirksamkeit

 

Ein kritischer Blick zurück:

16 Jahre nach seiner Gründung verfügt der Verein über ein umfangreiches Methodenrepertoire zur Bürger*innenbeteiligung. Viele Formate und Methoden wurden über die Jahre eingeführt, erprobt, weiterentwickelt und immer wieder verbessert. Einige Vereinsmitglieder sind seit Jahren überall in Deutschland verstreut tätig. Alle eint, dass die Erfahrungen der Mitarbeit im Verein bei der Ersteinstellung nach dem Studienabschluss, aber auch noch Jahre später in der Arbeitswelt von großem Vorteil sind. Die wohl größte Herausforderung über ein Jahrzehnt war und ist es, neue Mitglieder zu gewinnen und eine Kontinuität der Vereinsarbeit sicherzustellen. Rückblickend lässt sich sagen, dass die ersten, sehr aktiven Jahre nicht repräsentativ sind. Viele der damals sehr engagierten Mitglieder hatten aufgrund der wirtschaftlichen Lage Probleme, zeitnah nach dem Studium eine bezahlte Beschäftigung anzutreten. Nur so konnte der Verein innerhalb kurzer Zeit eine Vielzahl an Projekten umsetzen und überhaupt größere Projekte stemmen. Spätestens ab dem Jahr 2009 mussten neue Wege gefunden werden, um den Fortbestand des Vereins zu sichern. Als erfolgreichstes Mittel haben sich dabei die Kooperationen mit Fachgebieten der BTU erwiesen. Dadurch konnten viele Studierende Projekte des Vereins unterstützen, praktische Erfahrungen machen und diese im Rahmen ihres Studiums nutzen. Die Motivation dafür zu finden, auch unbequeme Arbeiten zu erledigen, ist ebenfalls herausfordernd. Denn in erster Linie werden alle Projekte im Ehrenamt erledigt. Auch der eigene Anspruch, erhobene Daten und Erkenntnisse zurückzuspiegeln, ist nicht immer durchgehend einzuhalten. Doch eigentlich müsste man noch weiter gehen: Alle Personen, die sich beteiligt haben, sollten auch darüber informiert werden, was aus ihrer Mitwirkung folgte. Ein bisschen ist dieses Buch / diese Publikation daher auch der Versuch, eine Rückmeldung dazu zu geben, wo dies bisher nicht gelungen ist.

Unschätzbare Erfahrungen fürs Berufsleben:

Die simple Idee, Studierende in direkten Kontakt mit Bürger*innen zu bringen, birgt große Vorteile - Die dabei gemachten Erfahrungen lassen sich weder im Studium noch in einem Praktikum machen. Langjährige Vereinsmitglieder schwärmen noch heute von wertvollen Begegnungen aus der Zeit ihres Studiums, die ihnen dabei geholfen haben, das eigene Profil als Stadtplaner*in zu finden.

Wirksamkeit nach Außen:

Mehrere Projekte, die von den StadtAgenten initiiert bzw. aufgebaut wurden, haben sich anschließend auch ohne aktive Mitarbeit des Vereins verstetigt. Dazu gehören vor allem der Stadtteilladen in Neu-Schmellwitz und das Ostseefest. Beide laufen auch nach über zehn Jahren noch weiter. Der SeeBlick-Container, das bisher einzige investive Projekt des Vereins, hat im Laufe der Jahre auch viele Personen erreicht, die direkt nie mit dem Verein zu tun hatten. So berichteten einige Studierende späterer Jahrgänge, den Container zu kennen, obwohl sie den Verein nicht wahrgenommen hatten. Seit dem Jahr 2016 hat die Debatte um den Cottbuser Ostsee Fahrt aufgenommen und der Wunsch eines temporaren Präsentations- und Veranstaltungsortes ist erneut aufgekommen. Auch hier können sich die StadtAgenten als Vorreiter und Ideengeber sehen. Konkrete Verbesserungen im alltäglichen Leben der Stadt entstanden u. a. durch die Kooperation mit Cottbusverkehr. Auf Anregung von Bürger*innen wurden bspw. große, leicht lesbare Liniennetzpläne an den Glaswänden von wichtigen Haltestellen angebracht. Ein Vertrauensbeweis war die Einladung an die StadtAgenten, die drei Stadtentwicklungskonferenzen zum Integrierten Stadtentwicklungskonzept Cottbus 2035 mitzugestalten. Dabei konnte der Verein wichtige Impulse setzen. Im Bereich der Lehre an der BTU stellte sich der Verein als wertvoller Kooperationspartner dar.

 

Botschaften

 

Was wir anderen mit auf den Weg geben möchten:

Die Übertragbarkeit von Erfahrungswissen ist begrenzt. Viele Erfolgsbedingungen hängen an Personen und anderen Kontextfaktoren. Sie verändern sich im Zeitverlauf. Folgende Erfahrungen unserer langjährigen Arbeit sind für uns selbst so allgemeingültig und wahr geworden, dass wir sie guten Gewissens und gern weitergeben können und möchten. Dahin gehen, wo die Menschen sind: Aufsuchende Beteiligung, wie sie in der Fachliteratur heißt, ist das A und O, wenn es darum geht, Menschen für die Entwicklung ihrer Stadt zu interessieren. Das Cottbuser Stadtfest hat sich für uns als besonders guter Ort erwiesen, auch die Nacht der kreativen Köpfe. Die erreichten Gruppen sind nicht unbedingt repräsentativ, aber in jedem Fall viel breiter verteilt als in offenen Beteiligungsverfahren.

Besondere Orte für besondere Themen:

Attraktive Orte können dazu beitragen, viele Menschen zu aktivieren. Das Öffnen einer verschlossenen Kirche oder eines leer stehenden Ladenlokals lockt auch Personen an, die sich sonst nicht für Stadtentwicklungsthemen interessieren. Gute Erfahrungen haben hat der Verein unter anderem damit gemacht, beim trubeligen Stadtfest einen Ort zum Ausruhen zu bieten oder, im Winter, eine Möglichkeit zum Aufwärmen. Wichtig ist zudem die Dauer der Ansprechbarkeit. Einige Menschen registrieren das Angebot, haben spontan jedoch keine Zeit. Viele kommen später gern wieder.

Mitmachboxen - immer wieder gut:

Der absolute Klassiker unserer Methoden = Befragungen mit Klebepunkten. Der große Vorteil: Die Ergebnisse sind sofort sichtbar. Wichtig ist für uns dabei von Anfang an die farbige Unterscheidung von Merkmalen (etwa: Cottbus vs. Umland, Wohnungstyp oder Altersgruppe). Auch hier gilt: Die Vorbereitung ist entscheidend! Welche Merkmale sollen unterschieden werden? Welche Antwortoptionen sind sinnvoll?

Gute Vorbereitung ist wichtiger als Geld:

Gute Beteiligung muss nicht teuer sein. Auch mit wenig Geld lassen sich gute Ideen erfolgreich umsetzen. Diese zu entwickeln, braucht natürlich Zeit, vor allem aber kreativen Austausch. Der ist im Ehrenamt vermutlich leichter erreichbar als im Erwerbsjob. Für die Vor- und Nachbereitung genügend Zeit zu haben, ist wiederum eine wichtige Ressourcenfrage, auch im Ehrenamt. Ganz ohne Geld geht es dann doch nicht.

Die Stärken von Intermediären gezielt nutzen:

Intermediäre - wie die StadtAgenten - sind Vermittler. Sie können provokante Fragen stellen, an die sich Stadtverwaltungen und von ihnen beauftragte Büros nicht herantrauen. Sie können Debatten anstoßen und Diskussionsräume eröffnen. Diese Stärke unabhängiger und neutraler Akteur*innen können Stadtverwaltungen und Politik nutzen. Voraussetzung dafür ist ein Vertrauen in die gegenseitige Arbeit. Die intermediäre Organisation kann und sollte sich dabei ihre Unabhängigkeit bewahren.

Vertrauensaufbau braucht Zeit:

Vielerorts möchten Intitiativen Stadtentwicklung aktiv mitgestalten. In Cottbus hat es einige Jahre gedauert, bis aus punktueller Wertschätzung eine tragfähige, vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen StadtAgenten und Stadtverwaltung geworden ist. Beide Seiten brauchen dabei einen langen Atem. Die Erfahrung sagt jedoch: Es lohnt sich!